Dana: Hallo Jonathan, Ich habe bereits deine Projekt-Partnerin Anna Berlenbach kennen gelernt und nun möchte mehr über dich und deine Erlebnisse bisher mit dem Kunstradsport in Ruanda erfahren. Ich freue mich sehr!
Jonathan: Liebe Dana, ich freue mich das zu hören!
Dana: Wie hast du denn Anna in Ruanda kennengelernt und wie hast du dich gefühlt, als du das erste Mal mit dem Kunstrad in Berührung gekommen bist?
Jonathan: Ich habe Anna über Instagram kennengelernt. Sie sah ein paar Bilder vom Einradfahren über meine Zirkusseite. Sie war sehr interessiert, indem was wir tun und fragte mich nach einem gemeinsamen Treffen. Zu Beginn haben wir darüber gesprochen ein gemeinsames Projekt mit Einrädern zu starten. Aber das ging nicht so einfach, da man nicht so viele Einräder herbekommt und ich hatte nur Eines.
Dana: So seid ihr dann auf Kunsträdern umgeschwenkt?
Jonathan: Genau, nach ein paar Tagen lud sie mich ein nach Kigali zu kommen und fragte mich dann nochmals wie ich über das Projekt denke. Sie erklärte mir alles über den Kunstradsport. Sie ist ja selbst eine Kunstradfahrerin. Für mich war es nicht einfach gleich alles zu verstehen, da ich das erste Mal diesen Sport gesehen habe. Dennoch es war sehr interessant die Videos zu sehen. Und vorallem wunderte ich mich über Fahrräder. Was man damit alles machen kann! Dann sagte sie mir schon, dass sie in ein paar Tagen 4 Kunsträder aus Deutschland empfinge. Ich war total happy über diese Neuigkeiten.
Dana: Wow, das hört sich an wie ein sehr schneller Prozess, den ihr gemacht habt. Und wie verlief dann der Start vom Projekt? Wart ihr in einer Schule?
Jonathan: Nein, es war in keiner Schule. Es gibt hier verschiedene Kinder, mit denen wir in Kimisagara im Jugendcenter in diversen Projekten arbeiten. Ich lud sie alle ein und kümmerte mich um den nötigen Platz vor Ort, als Anna mir das Go gab. Anna zeigte den Kindern ein paar Figuren auf dem Kunstrad und erklärte wie diese funktionierten.
Dana: Sehr schön! Und nun wie viele Kinder trainierst du mittlerweile?
Jonathan: Am Anfang mit Anna waren es tatsächlich 65 interessierte Kinder. Nachdem sie Ruanda verließ, war es nicht gerade einfach mit so einer Menge von Kindern zu trainieren und auch der Platz hat keineswegs ausgereicht. Es gibt immer jeden Tag verschiedene Aktivitäten vor Ort. Deshalb entschied ich 15 Kinder auszuwählen, damit ich mich besser darauf konzentrieren kann.
Dana: Ist es auch normal hier, dass die Kinder eine bestimmte Sportart ausführen wie in Deutschland? Wir haben ja Sportvereine und dort üben sie eine Sportart aus. Auch haben diese bestimmte Zeitpläne.
Jonathan: Ich bin mir nicht sicher, aber das was ich weiß ist, dass jedes Kind sich für eine Sportart entscheidet. Manchmal mögen sie auch mehr, aber das erlauben die Eltern nicht immer.
Dana: Wie organisierst du das Lernen ein erfolgreicher Trainer zu sein und gleichzeitig als Trainer zu agieren ? Ich denke du hast noch viel über die verschiedensten Figuren auf dem Fahrrad und über die Regeln des Reglements zu lernen. Wie meisterst du das?
Jonathan: Ich benutze ein Buch, dass Anna mir zugeschickt hat. Ich schaue mir viele verschiedene Videos an, die ich auch den Kindern zeige. Wir entscheiden uns dann gemeinsam für eine Figur, die wir lernen wollen. Ich sage dann, dass ich in 2 Monaten schauen werde, wer diese Figur kann und am Besten ausführt. Derjenige bekommt dann ein Geschenk von mir. Aber ich habe generell wirklich noch ganz viel zu lernen über den Kunstradsport.
Dana: Das ist auch eine gute Motivation. Läuft das Training gut ? Wie viel Mal trefft ihr euch zum gemeinsamen Training?
Jonathan: Das Training läuft gut aber nicht so sehr wie wir es uns wünschen, da wir momentan zu wenige Räder haben. Wir starten meist mit dem Warmmachen und dann teile ich sie in Gruppen. So hat jede Gruppe 5 Minuten Zeit und jeder kann mitmachen. Ich lasse sie zuerst alle Tricks fahren, die sie bereits können und danach arbeiten wir an Neuen. Wir treffen uns zwei Mal in der Woche und trainieren dann so 2-3 Stunden.
Dana: Also ist es nötig mehr Räder zu haben.
Jonathan: Ja, wir brauchen sie wirklich. Es könnte uns helfen genug Zeit zum Üben zu haben. Im Dezember möchte ich ein Camp organisieren mit verschiedenen Aktivitäten während der Ferienzeit.
Dana: Hast du ein Kind, das wirklich talentiert ist und du könntest dir vorstellen mit diesem an den Weltmeisterschaften teilzunehmen?
Jonathan: Ich habe zwei Kinder, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie jetzt schon bereit dazu sind dort teilzunehmen. Das nächste Mal drehe ich ein Video und zeige es dir.
Dana: Na klar! Ich bin schon sehr gespannt darauf! Wenn ich so über dein Training mit 15 Kindern und mehr Kunsträdern denke, glaube ich, da steckt noch ganz viel Potential für die Zukunft.
Jonathan: Ja so ist es. Ich hoffe, es gibt den einen Tag, an dem du uns besuchen kommst und siehst, wie sehr die Kinder an dem Kunstradsport interessiert sind.
Dana: Das wäre einfach fantastisch! Ich möchte dich noch fragen, ob du ein paar Worte hast, die du gerne mit unseren ICWW Lesern und allen Hallenradsport-Fans teilen möchtest?
Jonathan: Was ich sagen kann ist: Danke an jeden Einzelnen, der heute diesen Sport in der ganzen Welt aufbaut und fördert. Ich verspreche, dass ihr bald alle Ruanda an den Weltmeisterschaften sehen werdet und zeigt was Afrika drauf hat.
Dana: Großartige Worte von dir, Jonathan! Nun eine letzte Frage an dich: Was bedeutet es für dich Co-Pate und Trainer von Ruanda zu sein?
Jonathan: Es ist sehr interessant für mich. Immer wenn ich tue was ich mag, heißt das, dass ich bereit bin das auch wirklich zu tun. Ich arbeite am Erfolg für diesen Sport in Ruanda.
Dana: Ich danke dir wirklich sehr für das tolle und interessante Interview für ICWW aktuell! Danke, dass du dir dafür Zeit genommen hast. Ich glaube Jeder ist sehr gespannt darauf über dich und deinen Kids in Ruanda zu lesen!
Jonathan: Danke dir! Ich schätze sehr deine tolle Arbeit, die du machst.
Dana: Herzlichen Dank, Jonathan! Viele Grüße aus Deutschland!