Abschied eines großen Kunstradsport Enthusiasten

Wenn er am 31. Dezember 2023 mit einem weinenden Auge das Buch „Aktive Zeit als Hallenradsportler“ definitiv zu klappt, freut er sich mit dem anderen, lachenden Auge ab 1. Januar 2024 die freigewordenen Termine mit seiner Frau Esthi planen und verbringen zu können.

Die Rede ist von Günter Altwegg, der bei der WM in Glasgow seinen letzten WM Einsatz für die UCI mit Bravour bewältigte. Wenn eine solche Karriere zu Ende geht, lohnt es sich zu hinterfragen, was diese Person im und für den Kunstradsport geleistet hat?

Im Alter von 17 Jahren war Günter Altwegg im 4er Einrad, 4er Steuerrohr und später im 4er Kunstrad Herren im ATB Binningen (Schweiz) aktiv. Zusammen mit seinen Mannschaftskollegen Andreas Burger, Jörg Burger und Thomas Cadruvi holte er viele Male den Schweizermeister Titel im 4er Kunstradfahren nach Binningen. Der Binninger Vierer Herren nahm mehrfach mit der Schweizer Nationalmannschaft an Länderkämpfen, am Bundespokal im Mannschaftsfahren und dem legendären Schwaneweder Jux-Pokal teil. Gemeinsam stemmten sie die Organisation des Internationalen Binninger Cup – noch heute ist es unklar, ob die Sportler wie Harry Bodmer, Iris Kurz, VfH Worms, Erlenbach usw. wegen dem Sport nach Binningen reisten oder wegen dem Bunker Fest mit Binninger Wirbel.

Günter Altwegg´s aktive Kunstradlaufbahn währte bis 1990. Schon in den 80er Jahren agierte er parallel auf nationaler Ebene als Kampfrichter. International war Günti, wie in seine Freunde nennen, als Kommissär tätig von 1990 bis 2023. Seine erste EM erlebte er im schweizerischen Steckborn 1992. Erstmal als Kommissär bei einer WM wurde er 1995 in Epinal (Frankreich) eingesetzt. Die Anzahl seiner Einsätze bei Weltmeisterschaften und Junioren Europameisterschaften kann er nicht präzise bilanzieren. Mit Sicherheit waren es fünfzehn Europa- und zehn Weltmeisterschaften, davon vier WMs als Technischer Delegierter der UCI. Dazu kommen zahlreiche Länderkämpfe und World Cups in Europa und Asien.

„Gemeinsame Trainings Lager mit dem VfH Worms und mit den Mädels von Frankfurt Höchst. Reise nach Malaysia und besonders die Reise nach Australien mit Hans Born, zusammen mit Sportlern aus Deutschland, Tschechien und gemeinsamen Show Auftritten des 4er Binningen und 6er ergänzt mit Fahrern vom RMSV Aach am Strand von Sidney. Kommissär Ausbildung in Hong Kong und Macao, im Auftrag von der UCI und ICWW und natürlich Kommissär Ausbildung in der Schweiz. 2001 WM in Kaseda (JPN) wo ich Delegationsleiter der Schweizer Mannschaft war und die Ehre hatte die Siegerehrung des „Großen Preis des Fördervereines im 4er Damen“ durchführen durfte. …es gäbe noch sooooooooo viele Erinnerungen…“

Günti beantwortet die Frage nach den schönste Momenten, Erinnerungen und Erfahrungen,

Negative Erinnerungen hat er keine. Vielleicht der schwierigste Moment war die Resultatfreigabe als Chief Kommissär an der WM 2013 in Basel im 4er, als Deutschland hauchdünn vor der Schweiz den WM-Titel holte 😉.

Zur Entwicklung des Kunstradsport befragt, gibt Günter Altwegg zu Protokoll: „Mit Besorgnis verfolge ich die Entwicklung beim Rückgang der Anzahl Starter im 2er Open. Auch ist es schade, dass es beim 4er zu wenig Nationen gibt, die an der WM teilnehmen. Hoffnung habe ich, dass die Bemühungen für neue Nationen die Hallenradsport treiben, weiterhin Früchte tragen Dank dem Engagement von ICWW. Sei es beim Kunstradfahren oder im Radball.“

„Meine über 50jährige Hallenradsport Geschichte als Sportler, Funktionär und Kommissär war für mich zu keinem Zeitpunkt eine Belastung. Großartige, engagierte Menschen konnte ich kennen- und schätzen lernen, die für den Hallenradsport als Sportler und Funktionär Tag aus Tag ein alles Geben. Sie haben mich getragen. Freundschaften sind entstanden ,die unvergessen bleiben. Ein großes Dankeschön aber gilt meiner lieben Frau Esthi, die mir in all den Jahren den Rücken freigehalten- und motiviert hat und ohne die ich mein Hobby niemals in diesem Ausmaß genießen konnte. VIELEN DANK.

Günti resümiert unser Gespräch

Bevor der den Wertungsrechner zuklappt, wird Günter Altwegg beim World Cup Finale in Gent ein allerletztes Mal werten. Danach wird er zusammen mit seiner Frau weiterhin reisen, gut essen und hin und wieder Hallenradsportanlässe „von der anderen Seite aus“ genießen.

Stefan Born

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